Beschluss der LDK am 14.-15.06.2019 in Neuss
Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich seit dem vergangenen Jahr auch im Wald besonders deutlich. Wetterextreme wie die Stürme im Frühjahr 2018 und 2019, die lang anhaltende Hitze und der ausbleibende Niederschlag haben enorme Auswirkungen auf die Waldökosysteme gezeigt, so dass sich in den Nadelwäldern der Borkenkäfer auch in NRW so massiv ausbreiten konnte wie noch nie. Inwiefern auch die Laubwälder betroffen sind, wird sich erst im Laufe diesen Jahres zeigen.
Für viele Menschen, auch für viele Waldeigentümer*innen, ist dieser Sommer der wegweisende Aufruf, den Klimawandel ernst zu nehmen und die Waldbewirtschaftung und die Waldentwicklung dem anzupassen. Wir GRÜNE werden den Diskurs mit Fachleuten verstärkt führen. Mit einem Waldkongress im zweiten Halbjahr 2019 werden wir konkrete Handlungsempfehlungen thematisieren, um Lösungen für diese Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte zu entwickeln.
Allerdings können wir uns den Herausforderungen, denen sich die Waldbesitzer*innen aller Eigentumsarten bereits jetzt gegenüber sehen, nicht verschließen. Ihre Entscheidungen müssen gut überlegt sein, um bei der Aufarbeitung betroffener Bestände nicht die zukünftige Waldentwicklung zu schädigen. Sicher ist nur, dass die Fichte aufgrund der klimatischen Entwicklungen, der Extremwetterereignisse, nicht mehr geeignet ist, als „Brotbaum“ der Forstwirtschaft zu fungieren. Sicher ist auch, dass es ökologisch nicht vorteilhaft gewesen ist, großflächig auf monokulturellen Anbau einer Baumart zu setzen. Es wird mehr und mehr deutlich: Das Ziel klimaplastischer Wälder ist ein diversifizierter Mischwald mit möglichst heimischen (Laub-)Baumarten.
Übergeordnete Ziele einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und -politik sind:
- Beitrag zum Klimaschutz und Steigerung der Anpassungsfähigkeit an die Auswirkungen des Klimawandels,
- Erhalt und Entwicklung der biologischen Vielfalt (Naturwald, Waldwildnis)
- nachhaltige Produktion von Holz,
- Sicherung von Arbeitsplätzen,
- langfristige Sicherung der Wald- und Waldrandflächen und
- Gewährleistung der Zugänglichkeit für Erlebnis- und Erholungssuchende.
Die Wiederaufforstungserfahrungen nach dem Sturmereignis Kyrill vor mittlerweile 12 Jahren haben deutlich gemacht, wie es nicht geht: Viele Waldbesitzer*innen setzten weiter monokulturell auf die Fichte oder Douglasie. Die wenigen, die mit anderen Baumarten (Weisstanne, Buche, Ahorn, Roteiche, Küstentanne, Esskastanie) ihre Wälder anreicherten, mussten erleben, dass ein nicht angepasster zu hoher Wildbesatz häufig alle Bemühungen zunichtemachte.
Wir GRÜNE wollen, dass die Waldbesitzer*innen in den kommenden Monaten nicht allein gelassen werden. Sie benötigen fachlich qualifizierte und unabhängige Unterstützung und Beratung.
Wir GRÜNE wollen in Zukunft naturnahe Wälder und eine naturnahe Waldbewirtschaftung. Für die Waldbesitzenden müssen praxisnahe Fördermöglichkeiten entwickelt werden, die die forstlichen Zusammenschlüsse (z.B. Forstbetriebsgemeinschaften, Waldgenossenschaften) stärken und für die Waldbesitzenden einfach umzusetzen sind.
Wir GRÜNE wollen, dass der Kampf gegen den Klimawandel massiv verstärkt wird – denn den Wald und das Klima können nicht die Waldbesitzenden allein retten, sondern es bedarf einer großen gesellschaftlichen Kraftanstrengung. Diese Kraftanstrengung wird weit über Waldbau- und Landnutzungsfragen hinausgehen müssen.
Wir GRÜNE fordern die Landesregierung im Bezug auf den Umgang mit dem Wald auf:
- Im Staatswald einen Wald und eine Waldbewirtschaftung zu etablieren, die sich an dem Lübecker Modell (naturnahe Dauerwaldbewirtschaftung) orientiert;
- eine Ausweitung des Wildnisprogramms;
- In den regelmäßig erscheinenden Waldzustandsbericht sollte die Entwicklung der Biodiversität und der Zustand der Böden mit aufgenommen werden
- für Waldbesitzer*innen, insbesondere Klein- und Kleinstwaldbesitzer*innen, sowie für Körperschaftswald Konzepte zu erstellen, wie der Umbau auf naturnahe Dauerwaldbewirtschaftung/ökologische Waldbewirtschaftung unterstützt werden kann;
- den Vertragsnaturschutz zu stärken;
- Erarbeitung von Richtlinien zur FFH konformen Bewirtschaftung /Stärkung des Waldnaturschutz;
- Massnahmen zu entwickeln, dass die Wildbestände stärker reguliert und an ein wald- und naturverträgliches Maß angepasst werden;
- Ein Wald(aus)bildungszentrum zu gründen, in dem verstärkt ökologische und klimatologische Zusammenhänge in den Ausbildungsgängen und der Weiterbildung der Wald/Forstwirtschaft gelehrt werden und/oder bestehende Institutionen auszubauen;
- Die Ausbildungsgänge und die Bezahlung für Waldarbeiter*innen zu verbessern, um genügend fachlich qualifiziertes Personal für die anspruchsvollere Waldarbeit der Zukunft zu gewinnen;
- Kurzfristig ein Konzept zur landesweiten Bereitstellung von Nasslagerplätzen zu erstellen, diese Plätze herzurichten und den Unterhalt zu finanzieren (die Kosten für die Einlagerung von Holz zumindest teilweise finanzieren);
Neuste Artikel
Zeybek: “Lars Klingbeil plündert den Klimafonds.”
Aus dem Haushaltsentwurf 2026 der Bundesregierung geht hervor, dass der Bundesfinanzminister den Kauf von CO2-Zertifikaten aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) bezahlen will. Yazgülü Zeybek, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen NRW, sagt dazu: „Das ist doch absurd: Mit dem Geld für Klimaschutz bezahlt die Bundesregierung ihr eigenes Versagen im Klimaschutz. Im KTF liegt notwendiges Geld…
Grüne in Verantwortung
NRW belegt den ersten Platz bei der Elektromobilität
In Nordrhein-Westfalen sind rund 412.000 rein batteriebetriebene Pkw zugelassen – mehr als in jedem anderen Bundesland. Jede fünfte Neuzulassung ist ein E-Auto. Damit liegt das Land klar über dem Bundesdurchschnitt. „Immer mehr Menschen in Nordrhein-Westfalen setzen auf saubere Mobilität“ sagt Mona Neubaur, Wirtschafts- und Klimaschutzministerin sowie stellvertretende Ministerpräsidentin. Laut ihr ist das ein Gewinn für…
Grüne in Verantwortung
1000 neue Windräder: NRW ist Vorreiter beim Windenergieausbau in Deutschland
NRW ist bundesweiter Spitzenreiter beim Windkraftausbau: In keinem anderen Bundesland wurden im Jahr 2024 so viele Windenergieanlagen genehmigt wie in Nordrhein-Westfalen. Und auch im Jahr 2025 hält der positive Trend an: Allein im ersten Quartal hat die schwarz-grüne Landesregierung 248 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt mehr als 1.500 Megawatt genehmigt – das ist fast…
Ähnliche Artikel
LDK-Beschluss
Green Hospital Strategie – Der ökonomische Weg zum nachhaltigen Krankenhaus
Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 24. Mai 2025. Einleitung Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten. Mit knapp 6 % hat der Gesundheitssektor einen hohen Anteil am deutschen bzw. globalen CO₂-Ausstoß. Dies ist unter anderem bedingt durch den hohen Energieverbrauch von Gesundheitseinrichtungen, hohe Abfallmengen, ineffiziente Lieferketten und umständliche Prozesse. In Deutschland tragen teilstationäre und…
LDK-Beschluss
Demokratie stärken durch Wissenschaftsfreiheit
Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 25. Mai 2025. Die Freiheit der Wissenschaft gerät in verschiedenen Regionen der Welt zunehmend unter Druck. So blicken wir mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen in den USA: Die Trump-Administration greift die Wissenschaft zum Zwecke eines rechten Kulturkampfes in den USA, bisher eine der forschungsstärksten Staaten der Welt, gerade frontal…
LDK-Beschluss
Für Artenvielfalt, Klima und Umwelt: Ökolandbau in Nordrhein-Westfalen voranbringen!
Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 25. Mai 2025. Auch wenn die Krise der Artenvielfalt und die Klimakrise aktuell aufgrund diverser geopolitischer Konflikte weniger im Fokus stehen, so sind sie doch weiter existent und noch lange nicht gelöst. Seit langem gilt die intensive Landwirtschaft als ein wesentlicher Treiber insbesondere des Artensterbens. Hier führt die intensive Nutzung dazu,…