Mehr Miteinander – Sozialtour

Nur mit mehr Miteinander können wir die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen. Ebenso wie entschlossene politische Entscheidungen brauchen wir ein starkes gesellschaftliches Bündnis, in dem Staat, zivilgesellschaftliche Initiativen, Vereine, Verbände, soziale Einrichtungen, Gewerkschaften und Unternehmen zusammenwirken.

Gerade, aber nicht nur, in Krisenzeiten kommt es daher auf eine starke soziale Infrastruktur an. Sie ist das Bindeglied unserer Solidargemeinschaft, das unsere Gesellschaft zusammenhält. Wir GRÜNE NRW wollen dieses soziale Sicherungsnetz stärken und alle Menschen auf dem Weg mitnehmen – für mehr Miteinander.

Bereits im Kleinen gehen viele Initiativen und Projekte diesen Weg, helfen nicht nur denjenigen, die Hilfe benötigen, sondern ermöglichen den Menschen Entfaltung, Teilhabe und fördern die Gemeinschaft. Davon will sich unser Landesvorsitzender Tim Achtermeyer ein Bild machen und besucht auf der Mehr-Miteinander-Tour diese Woche eben diese Institutionen und tauscht sich mit den verschiedenen Akteur*innen über Erfolge, Potenziale aber auch Herausforderungen aus.

Tourblog

 

Mehrgenerationenhaus der IFAK
Raum 58
Flüchtlingshilfe – Schloß Holte-Stukenbrock
cuba – soziokulturelles Zentrum
Schuldnerberatung der Caritas und Diakonie
Aktion Nachbarschaft

Mehrgenerationenhaus der IFAK – Bochum

Unsere erste Station war das Mehrgenerationenhaus in Dalhausen. Die Mitarbeitenden des Hauses unterstützen Besucher*innen in vielen unterschiedlichen Belangen. Bei einem offenen Elterntreff können sich zum Beispiel Eltern miteinander vernetzen und unterstützen. Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Herkunftsgeschichten können in dem Mehrgenerationenhaus miteinander spielen, lernen und bekommen schulische- oder berufliche Unterstützung. Darüber hinaus fördert der Verein für Multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe Migrationsarbeit (IFAK) die Begegnung verschiedener Generationen.
Unter dem Motto „Niemand ist zu alt zu lernen, niemand zu jung, um Wissen weiterzugeben“ lädt der Verein interessierte Menschen unterschiedlichster Altersgruppen ein, das Haus mitzugestalten und ihr eigenes Können und Wissen, ihre Wünschen und Interessen in das Mehrgenerationenhaus einzubringen.

Zum Beispiel bei der Organisation von Gruppen und Aktivitäten, von der Krabbelgruppe bis hin zu Selbsthilfegruppen. Regelmäßig veranstaltet der Verein Feste und Kulturveranstaltungen, damit sich die Menschen besser kennenlernen können. Die Nachfrage nach dem Angebot des Mehrgenerationenhaus ist hoch. Auch Geflüchtete aus der Ukraine nutzen die Angebote des Hauses. Doch bei steigender Nachfrage gestaltet sich die Suche nach Fachkräften für die Initiator*innen des IFAK schwierig. Denn das Haus ist, wie viele andere soziale Einrichtungen, bei der Anstellung von Mitarbeitenden von befristeten Fördermitteln abhängig. „Fachkräfte können zum Teil nicht gehalten werden“, sagte Ayse Ertürk, Einrichtungsleiter des Mehrgenerationenhaus bei unserem Besuch am Mittwoch.
Wir GRÜNE NRW setzen uns deshalb weiter für eine Stärkung der sozialen Beratung und der Integrationsarbeit ein. Das betrifft auch die Menschen, die heute in NRW ankommen, etwa aus der Ukraine. Um die soziale Beratung für Geflüchtete weiter zu stärken, hat die Landesregierung deshalb erneut 35 Millionen Euro bereitgestellt. Im Rahmen von Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit sollen so Geflüchteten Perspektiven und Strategien zur Bewältigung sozialer und psychischer Probleme vermittelt werden.

Raum 58 – Essen

In dieser kalten Jahreszeit kann das Leben auf der Straße zu einer ernsten Gefahr werden. Besonders für Jugendliche und junge Erwachsene, die kein Zuhause haben oder nicht mehr bei ihrer Familie leben können. Denn die meisten Notunterkünfte richten sich in erster Linie an ältere Erwachsene, in denen sich junge Menschen oft nicht wohlfühlen. Sie sind deshalb auf besondere Hilfe angewiesen. Der Raum 58 in Essen bietet wohnungslosen jungen Menschen zwischen 14 und 21 Jahren ein Bett, eine Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf. Sie können hier auch duschen und ihre Wäsche waschen. Die pädagogischen Mitarbeiter*innen von Raum 58 helfen auch bei ganz praktischen Dingen, etwa beim Ausfüllen von Formularen für das Job-Center oder für das Jugendamt, damit die jungen Leute bestenfalls wieder eine dauerhafte Unterkunft, einen Schulabschluss machen oder ihr eigenes Geld verdienen können.

Das Beispiel des Raums 58, zeigt, dass die Wohnungslosigkeit immer noch ein großes Problem in Deutschland ist und besonders auch Kinder und Jugendliche treffen kann. Klar ist: Wir GRÜNE NRW finden uns mit Wohnungslosigkeit nicht ab und schließen uns deshalb dem Ziel der Europäischen Union an, Wohnungslosigkeit bis spätestens 2030 zu beseitigen. Die schwarz-grüne Landesregierung hat jetzt schon die Mittel im Kampf gegen Wohnungslosigkeit im Vergleich zum Jahr 2017 auf 7,16 Millionen mehr als versiebenfacht. Im Rahmen der Initiative „Endlich ein Zuhause!“ unterstützt das Land Projekte zum Beispiel für junge Wohnungslose und für Suchtberatungen für wohnungslose Menschen. Die Landesregierung hat zudem das Geld für die Kältehilfen im Vergleich zum Vorjahr auf 850.000 Euro mehr als verdoppelt. Von dem Geld können Träger und Initiativen zum Beispiel Schlafsäcke, Decken und Isomatten zum Schutz vor Kälte kaufen und Desinfektions-und Hygienemittel oder haltbare Lebensmittel an wohnungslose und obdachlose Menschen verteilen.

 

Flüchtlingshilfe – Schloß Holte-Stukenbrock

Giesela Hörster, oder „Mama Giesela”, wie sie hier alle nur nennen, hat vor neun Jahren die Flüchtlingshilfe in Schloß Holte-Stukenbrock gestartet. Die Flüchtlingshilfe unterstützt Geflüchtete, die in der Stadt südlich von Bielefeld ankommen und leben, bei vielfältigen Aufgaben. Für Frauen mit Kindern werden zum Beispiel Sprachkurse angeboten. Die Frauen werden mit den Kindern abgeholt und nach dem Sprachunterricht wieder nach Hause gebracht. Während die Mütter Deutsch lernen, werden die Kinder betreut. 

 

 

 

Neben den Schulungsräumen gibt es eine Nähstube und ein Sprach-Café. Hörster und ihr Team helfen auch bei der Jobsuche. Pensionierte Lehrer*innen helfen Geflüchteten, die eine Ausbildung machen, beim Lernen. Auch bei der Suche und bei der Einrichtung einer Wohnung unterstützt die Flüchtlingshilfe. Allein im Jahr 2018 und 2019 richtete die Flüchtlingshilfe mehr als 100 Wohnungen ein.Dabei kann sich Hörster auf eine breite Zahl von ehrenamtlichen Helfer*innen verlassen. „Zahlreiche Bürger unserer Stadt unterstützen uns seit Jahren und sind für die hier lebenden oder ankommenden Flüchtlinge tätig“, sagt Hörster.

 

Soziokulturelles Zentrum cuba – Münster

„Geh doch ins cuba.“ – unter Hilfesuchenden in Münster ist das soziokulturelle Zentrum, kurz cuba, ein Begriff. Seit mittlerweile 36 Jahren beherbergt das soziokulturelle Zentrum „cuba – cultur- und begegnungszentrum achtermannstraße“ unterschiedliche Initiativen aus den Bereichen Beratung, Bildung, Globale Gerechtigkeit und Kultur. Der offene Arbeitslosentreff MALTA zum Beispiel richtet sich mit einem niedrigschwelligen Angebot an Menschen in sozialen Notlagen. Und im offenen Arbeitslosentreff können sich Menschen austauschen und unterstützen, die derzeit eine Arbeit suchen. Das Motto des cuba: Hier findet man unbürokratische, schnelle und professionelle Hilfe in sozialen Fragen. Denn harte Zeiten erfordern gute Informanten. In jeder Lebenslage. Auch kulturell hat das cuba einiges zu bieten: Der Poetry-Slam zum Beispiel ist besonders bei jungen Menschen beliebt. Kunstaustellungen im Foyer ziehen seit vielen Jahren die Münsteraner Stadtgesellschaft an.

Unser Besuch im cuba hat uns stark beeindruckt. Das cuba ist ein gutes Beispiel dafür, dass soziale Initiativen einen echten Unterschied machen können. Denn Menschen in Notlagen fühlen sich oft einsam. Die Hilfe von Mitmenschen ist deshalb enorm wichtig. Wir GRÜNE NRW wollen die Arbeit von Beratungsstellen finanziell und personell stärken und sie weiterentwickeln, um eine quartiersnahe und behördenunabhängige Beratung für prekär Beschäftigte und Langzeitarbeitslose sicherzustellen. Gemeinsam mit regionalen Akteuren wollen wir neue Wege zur Integration von Langzeitarbeitslosen erproben.

Schuldnerberatung der Caritas und Diakonie – Bonn

Ob Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit, Sucht oder Selbstständigkeit – die Gründe für die Überschuldung sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Umso wichtiger ist es, dass es Anlaufstellen wie die zentrale Schuldnerberatung der Caritas und der Diakonie in Bonn gibt. Seit 37 Jahren helfen hier Fachleute, oft ehrenamtlich, ihren Mitmenschen aus der Krise. Bei unserem Gespräch am Freitag wurde klar: auch die Präventionsarbeit spielt eine wichtige Rolle. Gerade vor einer Kreditaufnahme müsste es mehr unabhängige Begleitung und Beratung geben – und gerade bei den Jüngeren ist das bargeldlose Zahlen ein Problem. Viele rutschen so schleichend in die Verschuldung, ohne es zu merken – hier können Apps, die Bezahlvorgänge monitoren, helfen. Mit dem Stärkungspakt NRW, den die schwarz-grüne Landesregierung jetzt beschlossen hat, stehen den Kommunen künftig insgesamt 150 Millionen Euro zur Verfügung, um solche Anlaufstellen stärker zu fördern.

Aktion Nachbarschaft – Köln

Armut und Stigmatisierung – die Menschen im sozial belasteten Quartier Köln-Ossendorf kämpfen mit vielfältigen Problemen. Der Verein Aktion Nachbarschaft will deshalb die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig verbessern. Die pädagogischen Fachkräfte und Quartiershelfer*innen verstehen sich als vermittelnde, ressourcenfindende, beratende Instanz und Ansprechpartner*innen für Menschen, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. Beispielsweise durch Sportangebote, eine Fahrradwerkstatt oder die Organisation von Nachbarschaftsfesten. „Dabei ist uns besonders wichtig, dass die Initiative von den Menschen ausgeht, sie mithelfen und durch unsere Unterstützung etwas auf die Beine stellen können“, sagte Christian Baack, Geschäftsführer des Vereins, bei unserem Besuch am Freitag. Denn Menschen in Armut leiden häufig unter dem Stigma der Bedürftigkeit. Bei der Aktion Nachbarschaft können sie deshalb selbst etwas bewirken und aktiv werden – auf Augenhöhe.

Wir GRÜNEN NRW begrüßen Projekte wie diese, denn sie entlasten die Menschen und schaffen Quartiere, in denen sich die Bewohner*innen zuhause fühlen. Mit dem Bürgergeld haben die GRÜNEN im Bundestag einen ersten Schritt gemacht, um Menschen in der Grundsicherung zu entlasten und aus dem Stigma zu befreien. Im Land hat die schwarz-grüne Regierung mit dem Stärkungspakt NRW zudem den Kommunen insgesamt 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um Anlaufstellen wie in Köln-Ossendorf stärker zu fördern.

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