Das Bergische Land beheimatet eine vielfältige Unternehmenslandschaft. Von kleinen und mittelständischen Unternehmen, über Start-Ups und traditionsreiche Familienunternehmen, bis zu Weltmarktführern und „hidden Champions“ – all das zeichnet die Wirtschaftskraft im Bergischen Land aus. Sie machen den Wirtschaftsstandort international wettbewerbsfähig, halten Arbeitsplätze in der Region, bilden zukunftsfest aus und sind regional in Ehrenamt und Sozialprojekten fest verwurzelt.
Wir gehen mit unserer Landesvorsitzenden Yazgülü Zeybek auf Tour, um mit dieser Vielfalt der Unternehmen in der Region in Austausch zu kommen. Dabei besuchen wir Unternehmen, die im Bergischen Land stellvertretend für NRW das Rückgrat der Wirtschaft abbilden und in den Zukunftsbranchen die Transformation voranbringen. Auf unserer Tour wollen wir Einblicke in die aktuellen Chancen und Herausforderungen für die Unternehmen erhalten und die Region und ihre Wirtschaft besser kennenlernen.
Tourblog
Dirostahl – Remscheid
Hazet – Remscheid
Otto Röhrig Gesenkschmiede – Solingen
Röltgen – Solingen
Aptiv – Wuppertal
Accuride – Solingen
Vaillant – Remscheid
BIA – Solingen
Coroplast – Wuppertal
Dirostahl – Remscheid
Unser erster Termin der Wirtschaftstour hat uns zusammen mit unserer Landesvorsitzenden Yazgülü Zeybek nach Remscheid zur Freiformschmiede Karl Diederichs, auch bekannt als Dirostahl, geführt. Dirostahl beschäftigt etwa 450 Mitarbeiter*innen und fertigt Stahlteile, die größtenteils in Windkraftanlagen als Getriebeteile verwendet werden. Das traditionsreiche Unternehmen hat seinen Sitz seit vielen Jahren im Bergischen Land.
Während unseres Besuchs konnten wir die beeindruckenden Schmiedeabläufe, die Maschinen und die großen Schmiedeöfen besichtigen. Vor dem eigentlichen Schmiedeprozess wird der Stahl auf eine Temperatur von 1200 Grad erhitzt. Dirostahl setzt dabei moderne Feuerungstechnik ein, die energiesparende Wärmetauscher und Regeneratoren verwendet. In den letzten Monaten hat das Unternehmen zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz umgesetzt. Das Unternehmen arbeitet fortlaufend an der Optimierung von Öfen, dem Einsatz neuer Wärmetauscher für ein Nahwärmenetz und plant die Installation einer der größten PV-Anlagen des Bergischen Landes im zweiten Halbjahr. In der Zusammenarbeit mit Start-Ups sollen Ansätze zur Energiereduzierung und zur Verringerung der CO2-Emissionen entwickelt werden.
Während unseres Besuchs sprachen wir über die Herausforderungen bei der Dekarbonisierung von Stahlwerken und Metallumformbetrieben. Die Stahlindustrie ist energieintensiv und benötigt bezahlbare Energie, um wettbewerbsfähig produzieren zu können. „Robert Habeck hat einen subventionierten Brückenstrompreis für die Industrie von 6 Cent pro Kilowattstunde vorgeschlagen, bis wir genug erneuerbare Energien haben, um langfristig einen niedrigen Strompreis gewährleisten zu können,“ betonte Yazgülü Zeybek nach der Besichtigung in der Produktionshalle. Gleichzeitig sei es wichtig, dass mit dem Brückenstrompreis kein weiteres Bürokratiemonster geschaffen wird. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, müssen die Unternehmen mit Bürokratieabbau und günstiger Energie unterstützt werden und das Bergische Land an ein Wasserstoffnetz angeschlossen werden.
Hazet – Remscheid
Qualität ‘Made in Germany’ – dieses Gütesiegel ist für den Remscheider Werkzeughersteller Hazet Programm. Bei unserem Besuch zeigten uns Geschäftsführer Guido Schmidt und die Mitarbeiter*innen des Hazet-Werks ihre Produktion, die sie zu gut 75% in Deutschland durchführen. Das 155-jährige Traditionsunternehmen setzt dabei auf moderne Robotertechnik – so werden Fertigungsschritte nicht nur effizienter, sondern auch besser. Die Fertigung von sehr kleinen Teilen kann nur durch Robotik mit einer so geringen Fehlerquote und hohen Sicherheitsstandards bewerkstelligt werden. Dadurch entstehen moderne und attraktive Arbeitsplätze, bei denen die Mitarbeiter nicht repetitive Arbeiten an alten Maschinen verrichten müssen, sondern sich um den Betrieb der Roboter kümmern.
Die Digitalisierung kommunaler Verwaltung ist ein wichtiger Schritt, um die Bürokratie abzubauen und das Bergische Land als Standort attraktiv zu gestalten – denn Hazet setzt bewusst auf den Standort Bergisches Land, hier befindet sich ein großes Fachkräftepotenzial. Das versucht das Unternehmen zu fördern, indem sie in verschiedenen Bereichen ausbildet und auf langfristige Beschäftigung, Förderung und Aufstiegsmöglichkeiten setzt. Das Familienunternehmen in fünfter Generation ist eng mit Remscheid und der Region verbunden – der Standort ist für das Unternehmen wichtig und das Unternehmen trägt zur Stärkung des Standorts bei. Insgesamt sind etwa 600 Mitarbeiter bei dem Werkzeughersteller beschäftigt.
Otto Röhrig Gesenkschmiede – Solingen
Die Otto Röhrig Gesenkschmiede ist ein traditionsreiches Familienunternehmen in Solingen, das seit 128 Jahren unter anderem Rohlinge für chirurgische Instrumente herstellt. Für die Produktion von Scheren befindet sich mit dem Unternehmen ein Weltmarktführer in der Klingenstadt!
Der Standort im Bergischen Städtedreieck ist für die Otto Röhrig Gesenkschmiede von Vorteil, da viele Nachwuchskräfte direkt aus der Region das Schmiedehandwerk erlernen. Dafür bietet das Unternehmen beständige Arbeitsplätze in der Produktion von Produkten, die stets gefragt sind.
Bei unserem Besuch haben wir Einblicke in die Produktion der medizinischen Instrumente erhalten. Als Unternehmen mit etwa 50 Mitarbeiter*innen bietet der Abbau von Bürokratie Potenzial, dem Betrieb die Produktion im Bergischen Land zu erleichtern und die Attraktivität des Standortes zu erhalten. Wie viele andere Unternehmen beschäftigt sich die Otto Röhrig Gesenkschmiede zudem mit Möglichkeiten der Nutzung und Gewinnung von Erneuerbaren Energien auf ihrem Firmengelände. Die Ausweitung und Vereinfachung des Zugangs zu Förderungen kann hier gut helfen.
Röltgen – Solingen
Die Firma Röltgen betreibt ihr Werk ebenfalls in Solingen. Das Unternehmen stellt unter anderem Kennzeichnungswerkzeuge und Tablettenpressen her, die in den verschiedensten Branchen wie der Autoindustrie, der Luft- und Raumfahrt aber auch der Pharma-, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie eingesetzt werden. Röltgen setzt dabei einen hohen Stellenwert auf nachhaltige Produktion: Das Unternehmen bereitet Regenwasser für den Betriebsgebrauch auf und betreibt eine große PV-Anlage, die Strom für den Maschinenpark erzeugt. Zudem bildet das Unternehmen qualifizierte Fachkräfte aus: etwa 10% der Belegschaft aktuell sind Auszubildende! Dabei sind von Bürokaufleuten über Zerspanungsmechaniker*innen bis zu Gravurtechniker*innen verschiedenste Bereiche vertreten. Wie viele andere Unternehmen begegnet der Firma Röltgen hier aber auch die Herausforderung des Fachkräftemangels. Sie beobachten zunehmend, dass das Interesse an den Ausbildungsberufen schwindet. Die Steigerung der Attraktivität und der Bedingungen der Berufsausbildung stellt für Unternehmen wie Röltgen daher eine wichtige Zukunftssicherung dar.
Aptiv – Wuppertal
In Wuppertal haben wir uns mit Aptiv und Vertreter*innen der Uni Wuppertal und von WorkStadt getroffen. Das Technologieunternehmen Aptiv legt einen starken Fokus auf Sicherheit, emissionsfreie Mobilität und vernetzte Lösungen. Aptiv versteht sich als Start-Up mit einer langen Tradition, die bis ins Jahr 1874 zurückreicht. Heute ist das Unternehmen eine wahre Innovationswerkstatt im Automobilsektor. In Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Unternehmen WorkStadt engagiert sich Aptiv für die Stärkung der Willkommenskultur der Stadt und fördert die Integration von Fachkräften aus dem Ausland. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Bergischen Universität Wuppertal in den Bereichen Wissenschaft, Entwicklung und Ausbildung.
Während unseres Besuchs haben wir auch über Herausforderungen gesprochen, mit denen die Branche konfrontiert ist, darunter der Fachkräftemangel und Engpässe beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Aptiv geht die Herausforderungen an und setzt stark auf die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten, ruft Projekte in Schulen ins Leben und bemüht sich zusammen mit WorkStadt um die Integration internationaler Fachkräfte.
In Wuppertal konnten wir erleben, welche Synergien entstehen können, wenn verschiedene Akteure zusammenarbeiten und damit voneinander lernen und profitieren.
Accuride – Solingen
Bei unserem Besuch beim Solinger Unternehmen Accuride, das sich seit 126 Jahren an diesem Standort befindet und seit 2018 unter amerikanischer Führung steht, konnten wir einen Einblick in die Felgenfertigung erhalten. Accuride hat sich zu einem führenden Produzenten von LKW-Stahlrädern entwickelt und beschäftigt insgesamt etwa 500 Mitarbeiter.
In der Felgenfertigung wurden uns die verschiedenen Arbeitsschritte gezeigt, darunter Reinigung, Verzierung, Lackierung und Verchromung der Stahlfelgen. Die Qualitätssicherung und Sicherheitsüberprüfung der Felgen erfolgen ebenfalls am Standort in Solingen. Mit Hilfe eines Straßensimulators werden die Räder einer simulierten LKW-Fahrt von 1,2 Millionen Kilometern unterzogen, um ihre Zuverlässigkeit zu gewährleisten.
Accuride legt großen Wert auf nachhaltiges Wirtschaften. Das Unternehmen nutzt gesammeltes Regenwasser, um die Maschinen in der Produktion zu kühlen. Durch das Programm AccuSUSTAIN strebt Accuride an, seine Standorte bis 2039 vollständig CO2-neutral zu betreiben. Langfristig ist zudem geplant, eine großflächige PV-Anlage auf den Werksdächern zu installieren. Accuride zeigt, wie ein Unternehmen durch innovative Technologien und nachhaltige Praktiken sowohl qualitativ hochwertige Produkte herstellen als auch zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen kann.
Vaillant
Mit Vaillant haben wir den Weltmarktführer für zentrale Heizungsgeräte und führenden Anbieter für Wärmepumpen in seiner Gründungsstadt Remscheid besucht. Beeindruckend waren die Entwicklungs- und Produktionsstätten, in denen innovative Technologien erforscht und Wärmepumpen montiert werden.
Vaillant hat einen ambitionierten Plan vorgelegt, um die eigenen Emissionen zu verringern, und bezieht seit 2017 seine Energie aus erneuerbaren Quellen. Mit Aufforstungsprojekten kompensiert das Unternehmen die erzeugten Emissionen.
Unser Ziel ist es, klimaschonend zu heizen. Die Wärmepumpe birgt dabei ein enormes Potenzial, um diesem Ziel näher zu kommen. Durch nachhaltiges Heizen können wir CO2 einsparen und mit Strom aus erneuerbaren Energien unsere Wärmeversorgung sicher und unabhängig von Gasimporten gestalten. Daher setzen wir uns für den massiven Ausbau erneuerbarer Energien ein, um ausreichend grünen Strom zur Verfügung zu stellen. 2023 ist NRW dabei führend bei der Genehmigung von Windkraftanlagen und hat den Zubau von Photovoltaik im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. Zusammen gestalten wir eine nachhaltige und zukunftsfähige Energieversorgung.
BIA
In Solingen haben wir die BIA Gruppe, ein Unternehmen, das Automobilteile herstellt und international tätig ist, besucht. Ihr größtes Produktionswerk befindet sich im Bergischen Land, hier arbeiten rund 850 Menschen. Das Unternehmen ist auf die Herstellung von galvanisierten Kunststoffbauteilen spezialisiert.
Der Galvanisierungsprozess benötigt sehr viel Energie. Um die energieintensiven Prozesse preiswerter und nachhaltiger zu gestalten, hat BIA insgesamt sieben Photovoltaikanlagen auf den Dächern ihres Werks installiert. Dadurch ist das Unternehmen in der Lage, einen Teil der Kosten durch die autarke Erzeugung erneuerbarer Energie einzusparen.
Unser Besuch bei BIA hat erneut verdeutlicht, wie wichtig der Mittelstand für die Industrie und die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen ist. Der Mittelstand spielt eine bedeutende Rolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Förderung der regionalen Wirtschaft.
Coroplast
Der letzte Tourtermin führte uns zu Coroplast in Wuppertal. Dieses Unternehmen ist in vielen Bereichen weltweit führend und stellt Produkte wie Isolierbänder, Klebebänder, Kabel & Leitungen und Leitungssätze her.
Coroplast hat große Teile seines Produktionsprozesses automatisiert, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dadurch verschiebt sich der Mangel an Arbeitskräften in weniger attraktiven Tätigkeiten zu einem Angebot an attraktiveren Arbeitsplätzen, die sich aus dem Einsatz von Robotern ergeben. Gleichzeitig investiert das Unternehmen in den Ausbau seiner eigenen digitalen Infrastruktur. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der IT-Mitarbeiter bei Coroplast verdreifacht. Auch nachhaltiges Wirtschaften hat einen hohen Stellenwert bei Coroplast. Das Unternehmen hat eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie und ist Mitglied der Stiftung ‘Circular Valley’ in Wuppertal, die sich für die Kreislaufwirtschaft einsetzt.
Bei unserem Besuch betonte Yazgülü Zeybek die gute Zusammenarbeit zwischen den Grünen und den Unternehmen in NRW. Die Transformation Nordrhein-Westfalens zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas sei ein Weg, der gemeinsam gegangen wird. Dieser Weg hat zwei zentrale Ziele: Klimaneutralität und eine starke Industrie.
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