Expert*innen aus Politik, Verbänden und Praxis zusammenbringen – das gelang beim zweiten 1,5-Grad-Soundingboard der Grünen NRW am 6.12.2023. Nach dem ersten Soundingboard zum Thema Kommunale Wärmewende stand diesmal der Wald im Vordergrund. Der Landesvorsitzende Tim Achtermeyer diskutierte mit den Gästen die Frage: Wie können wir den Wald schützen – und wie schützt der Wald uns?
Der Austausch begann mit dem Input eines Försters. Dieser betonte eine besondere Herausforderung bei der Planung eines Waldes: „Wer über Wald redet, muss über Zeit nachdenken.“ Es reicht nicht, die nächsten zwanzig oder dreißig Jahre mitzudenken: Viele der Bäume, die wir heute pflanzen, können erst in 100 Jahren oder mehr für die Holzproduktion genutzt werden. Dabei zeigen sich die Folgen der Klimaerhitzung schon heute allzu deutlich. Hitze, weniger Niederschlag und eine andere Verteilung von Regen stellen unsere Wälder vor große Herausforderungen.
Das Ziel, darüber sind sich alle Teilnehmenden einig, sind naturnahe Mischwälder. Diese weisen eine hohe Artenvielfalt auf, speichern mehr Wasser und sind resistenter gegen Stürme und Trockenheit. Sie haben dem Klimawandel also mehr entgegenzusetzen als beispielsweise reine Fichten-Monokulturen.
Die Widerstandsfähigkeit eines Mischwald ist aber nicht nur für den Umweltschutz von höchstem Wert. Es profitieren genauso diejenigen, die den Wald bewirtschaften. Denn auch beim Thema Wald gilt: Naturschutz und Wirtschaftlichkeit müssen sich nicht widersprechen. Maßgeblich ist hierbei: Das Problem für die Umwelt ist weniger die Bewirtschaftung des Waldes an sich, sondern die Art der Bewirtschaftung. Eine schlechte Bewirtschaftung kann großen Schaden anrichten. Eine nachhaltige Bewirtschaftung hingegen kann den Wald sogar stärken, indem sie die Vielfalt der Bäume fördert und gezielt solche Bäume, die zu den Klimabedingungen der Zukunft passen, ansiedelt. Weiterhin darf die vermehrte Nutzung von Holz kein Tabu sein. Denn auch in Häusern oder Möbeln aus Holz bleibt CO2 gespeichert.
Was bedeutet all dies nun für die Politik? Erstens sollte sich das Ziel von gesunden, zukunftsfähigen Wäldern anstelle von Monokulturen auch in der Konzeption der Fördergelder widerspiegeln. Belohnt werden sollte nicht allein das Anpflanzen möglichst vieler Bäume gleichzeitig, denn dieses wird eher durch Schäden in nicht nachhaltig bewirtschafteten Wäldern nötig. Stattdessen sollten auch Qualitäten wie Artenvielfalt oder Speicherfähigkeit des Bodens honoriert werden. Außerdem sollten Fördergelder den langen Planungshorizont bei Wäldern besser berücksichtigen, also langfristigere Sicherheit bieten. Zum Zweiten muss sichergestellt werden, dass Menschen im Besitz von Wald das nötige Wissen haben, ihren Wald gut bewirtschaften zu können – im Interesse von Mensch und Natur.
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