Zur notwendigen Änderung der Vorgaben zum Schulunterricht im neuen Jahr erklären Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion, sowie Felix Banaszak, Vorsitzender der GRÜNEN NRW:
„Wenn am Montag die Kultusministerkonferenz und am Dienstag die Ministerpräsidentenkonferenz zusammenkommen, ist es an der Zeit für einen schulpolitischen Kurswechsel. Dazu stehen die Landesregierung und mit ihr Ministerpräsident Laschet und Schulministerin Gebauer in der Verantwortung.
Die Familien stehen vor einem ständigen Dilemma, für das das kurzsichtige und realitätsferne Agieren der Schulministerin verantwortlich ist. Die einen können es nicht verantworten, ihr Kind und sich dem Risiko eines Unterrichts auszusetzen, der gegen alle Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts geht und bei der Entwicklung des Infektionsgeschehen laut Studien eben doch eine Rolle spielt. Die anderen können es schlicht nicht leisten, ihre Kinder parallel zur Arbeit zu betreuen, oder sie können nicht die Lehrkräfte ersetzen, haben nicht die Räume, nicht die Geräte, nicht den Internetanschluss.
Es ist schon vor Weihnachten absehbar gewesen, dass die Zahlen der Infektionen bis zum 10. Januar nicht auf den mindestens erforderlichen Wert von 50 pro 100.000 Einwohnern abgesenkt werden können. Ministerin Gebauer hat offensichtlich zum wiederholten Mal die Ferienzeiten nicht genutzt, um ihre Hausaufgaben zur Unterstützung der Schulen zu machen. Erst am 6. Januar sollen Verbände informiert werden. Es ist absehbar, dass die Schulen selbst dann wieder einmal viel zu spät mit einer Schulmail und mit den Vorgaben zum Schulstart ‚beglückt‘ werden. Dieser Politikmodus des ‚auf Sicht Fahrens‘ ist längst nur noch Stochern im Nebel, bei dem immer wieder wertvolle Zeit zur Vorbereitung verloren geht. Dass die Ministerin tatsächlich davon spricht, die Schulen seien ‚derzeit bestmöglich‘ vorbereitet, und sie sich möglichst viel Präsenzunterricht wünscht, kommt bei Betroffenen in der realen Lage wie Hohn daher.
Die erschreckend hohe Zahl der Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Infektion zeigt, dass die Fallzahlen radikal gesenkt werden müssen. Ein Flickenteppich an Maßnahmen wird dabei nicht zum Ziel führen. Es muss aufhören, dass Ministerin Gebauer in Kommunen und Regionen mit hohen Inzidenzwerten die Verantwortung auf die Einzelschule abwälzt. Wir und viele andere haben bereits vor vielen Monaten gefordert, dass die Landesregierung einen ernsthaften Plan B entwickelt. Doch nichts dergleichen ist passiert, weil das Prinzip Hoffnung gepaart mit konsequenter Realitäts- und Arbeitsverweigerung das Handeln der Ministerin ausmachen.
NRW braucht einen Stufenplan für die Schulen, der endlich an wissenschaftsbasierte Inzidenzwerte gekoppelt ist, das heißt die konsequente Anwendung des RKI-Stufenplans. Am 11. Januar kann nicht in reinem Präsenzunterricht, sondern es muss landesweit mit Wechselmodellen in den Schulbetrieb gestartet werden, um die Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler zu halbieren. Kindern mit besonderen Unterstützungsbedarfen und ohne die notwendigen häuslichen Lernbedingungen oder Infrastruktur müssen Lernräume bzw. sogenannte Study Halls zur Verfügung stehen.
Mindestens für die Grundschuljahrgänge müssen zusätzliche Räume und Personal (etwa Lehramtsstudierende zur Lernunterstützung) erschlossen werden, damit in stabilen kleinen Lerngruppen gearbeitet werden kann. Ältere Jahrgänge können ggf. länger in den Wechselmodellen verbleiben. Auch hier gilt es jedoch Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bedarfen die notwendigen Lernräume und persönliche Begleitung zu gewährleisten. Bildung und Infektionsschutz müssen endlich konsequent zusammen gedacht werden.
De facto befinden wir uns in einem Kurzschuljahr. Darauf muss mit veränderten Lernformen und Prüfungsformaten geantwortet werden. Die Schulen warten auf rechtlich sichere Vorgaben. Eine Verkürzung von Ferien oder das sture Festhalten an längst überholten Prüfungsplänen sind gerade in einem unberechenbaren Pandemiegeschehen keine Lösung.“
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