Ein inklusives Fairtrade-Café mit Kinderspielecke, Catering und Kulturprogramm– so könnte man das Café Dreiklang in Werl beschreiben. Der Leiterin Katja Kurte ist es aber lieber, wenn man sich die Menschen anschaut, die hier arbeiten. Und die sind vor allem eines: Ein Team.
Vier Frauen mit Schwerbehinderung, vier Frauen ohne – das ist die Belegschaft des wohl kleinsten Integrationsunternehmens NRWs. Café Dreiklang heißt es und steht in Werl. Wobei – an einem sonnigen Nachmittag, wenn der Laden voll ist und es schnell gehen muss, wirkt das Dreiklang wie jedes andere Café auch: „Wir sind ein Team. Und da zählt es nicht, ob jemand einen Schwerbehindertenausweis zuhause liegen hat oder nicht“, erzählt Katja Kurte.
Die Sonderpädagogin betreut das Projekt und arbeitet bei dem gemeinnützigen Verein VitaCommunis – dem Träger des Cafés. Aber das allein greift zu kurz: Wie andere Unternehmen auch lebt das Dreiklang vor allem von dem Gewinn, den es erwirtschaftet. „Und das ist so gewollt“, berichtet Kurte: 2008 ist das Projekt mit dem Gedanken gegründet worden, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen außerhalb von Werkstätten für angepasstes Arbeiten zu schaffen.
Ein Café für alle
Denn es gibt Menschen, denen die Arbeit dort nicht gefällt. Wie zum Beispiel Frau F., die zuvor in der örtlichen Werkstatt gearbeitet hatte. Das Problem: Die Art der Arbeit und das Umfeld machten ihr zu schaffen. Im Dreiklang dagegen fühlt sie sich wohl. Katja Kurte erinnert sich: „Das Wissen, wirklich gebraucht zu werden, und der Kontakt zu den Gästen stärkte ihr Selbstbewusstsein“.
Der Gedanke, dass es für jede*n einen Platz im Café gibt, liegt auch heute noch dem Dreiklang zugrunde: „Kinderfreundlichkeit und Barrierefreiheit waren von Anfang an Teil des Konzeptes“, formuliert es Kurte. Das merkt man etwa an der Spielecke und dem Kicker – oder der ebenerdigen Konstruktion und den behindertenfreundlichen Toiletten. „Wir wollten etwas besonderes machen“, erinnert sich Kurte. Deshalb z.B. sind Kaffee, Tee und Kakao aus fairem Handel – und die Kaltgetränke kommen zum größten Teil aus der integrativen Josefsbrauerei.
Einfach ist es nicht, die Umsätze zu erwirtschaften. Ohne Zuschüsse und Spenden geht es noch nicht. Dennoch ist Katja Kurte optimistisch – denn neben dem Café betreibt das Team vom Dreiklang einen kleinen Weltladen für Fairtrade-Produkte, ein Cateringangebot und organisiert regelmäßige Veranstaltungen. Seit knapp drei Jahren öffnet das Dreiklang etwa ein Mal im Monat abends seine Türen. In der Regel sind es Konzerte, etwa Jazz oder Klassik – und hier besonders Bands mit „lokalem Bezug“. Aber hin und wieder finden auch Kombos aus ganz Deutschland in das kleine Werl – und spielen dann vor bis zu 60 Gästen im Dreiklang.
Kultur am Abend
Wie das entstanden ist? „Die Leute kamen und kommen meistens auf uns zu“, so Kurte. Und wenn das Dreiklang-Team das Programm für interessant hält, wird der Laden abends aufgeschlossen. Das wird gemeinsam beschlossen, so wie zum Beispiel beim Zaubererabend, der demnächst stattfinden soll.
„So viel Mitgestaltungsmöglichkeiten motivieren“, weiß Katja Kurte. In den vergangenen sieben Jahren hat nur eine Mitarbeiterin aufgehört, die anderen sind geblieben. Der anfangs hohe Krankenstand ist kontinuierlich gesunken, die Mitarbeiterinnen sind engagiert, die Kunden kommen regelmäßig. Wie Katja Kurte das Erfolgsrezept nennt? „Gelebte Inklusion“.
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