Vielfaltstour

Respekt im Ring

„Geduld, Ausdauer, Konzentration, Fairness und Demut“: Wenn man Trainer Herbert Müller-Schneider fragt, ist es gleich eine ganzer Strauß an Tugenden, die der Boxsport vermittelt. Boxen hilft, sich auf das Leben vorzubereiten, so meint er – eine Überzeugung, die er mit rund 50 Aktiven bei den Faustkämpfern in Düren teilt.

„Insgesamt trainieren hier 13 Nationen in sechs Altersstufen“, zählt Herbert Müller-Schneider auf. 45 Jahre ist er nun schon bei den Faustkämpfern – genauso lange, wie es den Amateurboxverein gibt. Seitdem begleitet Müller-Schneider die Faustkämpfer – ob als Vorsitzender, Jugend- oder Pressewart. Seit 20 Jahren ist er Cheftrainer.

Jeder ist willkommen

So genau weiß er auch nicht, was den Verein so attraktiv für Jugendliche mit Migrationshintergrund macht. Mund-zu-Mund-Propaganda gehört aber sicherlich dazu: „Bei uns kann jeder mittrainieren – wenn man sich an die Regeln hält. Damit sind wir immer gut gefahren“.

Das scheint zu funktionieren: „Hier sind immer alle gut miteinander ausgekommen und haben zusammengehalten, egal wo sie herkommen“, erzählt Müller-Schneider. Die Faustkämpfer verstehen sich dementsprechend als multikultureller Verein mit dem Anspruch, nicht nur dem Sport und der Leistung, sondern auch der Integration junger Menschen gerecht zu werden.

„Bei uns herrscht Disziplin“

Aber warum funktioniert das bei den Faustkämpfern? „Man lernt automatisch Disziplin und Respekt, wenn man beim Boxen erfolgreich sein will“, meint Müller-Schneider. Denn beim Boxen muss man sich an Regeln halten – auch wenn es weh tut. Und sich nach einem Boxkampf bei Gegner und Schiedsrichter bedanken, wenn das Adrenalin noch in den Adern fließt, ist auch nicht immer einfach – aber charakterbildend.

So wie zum Beispiel bei Artur Hofmeister: Als Kasachstandeutscher kam er Mitte der Neunziger nach Deutschland. Zehn Jahre alt war er, als es ihn zu Verwandten nach Düren verschlug – und dabei auch zu den Faustkämpfern. Müller-Schneider erinnert sich: „Anfangs war er schon ein ziemlich renitentes Bürschchen. Aber er hat sich entwickelt“. Und wie: 115 Kämpfe hat er in seiner Laufbahn ausgetragen, 79 davon konnte er für sich entscheiden.

Mitten im Leben

Und darunter waren einige, die es mit Sicherheit in sich hatten: Landeskämpfe in Kuba oder die deutsche Meisterschaft, die Hofmeister in verschiedenen Gewichtsklassen 1999, 2001 und 2002 gewonnen hat. „Klar ist er dabei auch zum Vorbild geworden“, so Müller-Schneider.

Und auf dem Boden geblieben: „Heute ist Artur selbstständig, hat eine Firma aufgebaut“, erzählt sein Ex-Trainer. Damit ist er kein Einzelfall. „Die meisten unserer Ehemaligen stehen voll im Leben“. Woran das liegt? Auch am Boxen, da ist sich Müller-Schneider sicher: „Geduld, Ausdauer und Konzentration – Alles Eigenschaften, die man später braucht. Und beim Boxen lernt“.

Neuste Artikel

LPR-Beschluss

“Gemeinsam machen, was zählt: In NRW und in ganz Europa”

Yazgülü Zeybek: „Herber Schlag für die Region und für die Beschäftigten“

Bauen Soundingboard Wohnen

Soundingboard zum Thema Bauen und Wohnen am 19. März 2024

Ähnliche Artikel