Am 23. August wurde ein Kirchenasyl in einem Kapuzinerkloster in Münster durch einen Polizeieinsatz beendet. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN NRW verurteilen dieses Vorgehen aufs Schärfste. Der polizeiliche Einsatz gegen ein Kirchenasyl stellt einen bisher nahezu einzigartigen Tabubruch, der in NRW seit vielen Jahren von allen Beteiligten respektierten und gelebten Praxis, dar.
Während sich die „Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche“ auf das Grundgesetz beruft, lehnt der zuständige Bundesinnenminister das Kirchenasyl „prinzipiell und fundamental“ ab. Die Tatsache, dass vielen Geflüchteten Kirchenasyl gewährt wird, die im Rahmen der Dublin-III-Regelungen in einen anderen europäischen Staat abgeschoben werden sollen, wird von der Bundesregierung als politische Instrumentalisierung gewertet.
Dennoch wurde im letzten Jahr eine Einigung zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche erzielt, die den Fortbestand des Kirchenasyls sichern sollte. Das bischöfliche Generalvikariat Münster wies inzwischen darauf hin, dass die Übermittlung der Gründe für eine Härtefallentscheidung zugunsten des Geflüchteten an das zuständige Bundesamt unmittelbar bevorstand. Dieser ist auf medizinische Versorgung angewiesen.
Neben den politischen Folgen des Vorgehens bedeutet das Eindringen in die Sicherheit des Kirchenasyls eine nicht zu rechtfertigende Härte für den betroffenen Menschen. Eine Fluchtgefahr hat offensichtlich nicht bestanden. Berichten zu Folge hat der Geflüchtete sogar einen Ausbildungsplatz in Deutschland in Aussicht.
Die geplante Abschiebung nach Ungarn, wo der 31-jährige Ghanaer zuerst registriert wurde, ist vor diesem Hintergrund nicht verständlich. Ob dort die notwendige medizinische Versorgung sichergestellt werden kann, ist fraglich. Die Abschiebung wurde inzwischen vom
Verwaltungsgericht in Münster mit der Begründung gestoppt, dass der Staat Ungarn gegenwärtig mit der Versorgung von Flüchtlingen überfordert ist und die dortigen Asylverfahren nicht den europäischen Maßstäben entsprechen.
Offensichtlich gaben bei der Entscheidung für die Verhaftung nicht das Wohl des Menschen, sondern ausschließlich Fristen und politische Erwägungen den Ausschlag.
Allein zuständig für Dublin-III-Rücküberführungen ist das BAMF. Gleichwohl trägt nach bisherigen Informationen der Kreis Coesfeld eine Mitverantwortung für das polizeiliche Vorgehen. Die Hintergründe für die Entscheidung sind jedoch bislang unklar. Wir verlangen daher eine schnelle Aufklärung, welche Rolle das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bei der Entscheidung gespielt hat, die Abschiebung nach Ungarn zu forcieren. Wir fordern den Innenminister auf, in Absprache mit allen Beteiligten für die Zukunft Verfahrensweisen zu finden, die im Vorfeld deeskalierend wirken und das Kirchenasyl und die dahinter stehenden humanitären Beweggründe respektieren.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kritisieren zudem seit langem die Vorgaben der Dublin-III- Regelungen. Der aktuelle Vorfall zeigt erneut, dass eine Neukonzeptionierung der europäischen Flüchtlingspolitik erfolgen muss, bei der das Wohl der schutzsuchenden Menschen und die solidarische Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten im Vordergrund stehen.
Neuste Artikel
„Der Ministerin Untätigkeit vorzuwerfen, ist einfach nur absurd.“
Zum Vorwurf der NRW-Opposition, die Landesregierung würde nicht genug für den Neubau eines Zwischenlagers in Jülich tun, sagt Tim Achtermeyer: „SPD und FDP kämpfen gerade offenbar verzweifelt um Aufmerksamkeit. Der Ministerin Untätigkeit vorzuwerfen, ist einfach nur absurd. Wir Grüne arbeiten seit Jahren daran, Atomtransporte von Jülich nach Ahaus zu verhindern. Die Ministerin hat im Landeshaushalt…
Tim Achtermeyer zu Robert Habecks Zukunftsagenda
Zu der gestern von Robert Habeck vorgestellten Zukunftsagenda für Deutschland erklärt Tim Achtermeyer, Landesvorsitzender der GRÜNEN NRW: „Viele Schülerinnen und Schüler trinken in der Schule zu wenig, weil sie sich vor den Sanitärräumen ekeln. Wer einmal eine Schultoilette von innen gesehen hat, weiß, wie groß der Investitionsstau in Deutschland ist. Dass Kinder und Jugendliche in…
GRÜNE NRW zu CDU-Entschließungsanträgen
Yazgülü Zeybek und Tim Achtermeyer, Landesvorsitzende der GRÜNEN NRW, erklären zur Abstimmung über die CDU-Entschließungsanträge gestern im Bundestag: „Demokraten müssen gemeinsam Lösungen für Probleme finden und auch nach einer Wahl miteinander regieren können. Friedrich Merz hat ohne Not der AfD die Macht gegeben, die Demokraten im Parlament gegeneinander auszuspielen. Das Ergebnis kann gerade jeder beobachten….
Ähnliche Artikel
LaVo-Beschluss
Solingen mahnt uns: Klare Kante gegen Islamismus – Freiheit und Zivilgesellschaft schützen
Der Terroranschlag in Solingen und der schreckliche Angriff in Mannheim haben uns schmerzhaft die Gefahren vor Augen geführt, denen unsere Gesellschaft durch den Islamismus ausgesetzt ist. Der Anschlag in Solingen riss drei Menschen aus dem Leben, acht weitere wurden schwer verletzt. Sie alle kamen, um das 650-jährige Bestehen der Stadt Solingen zu feiern. Martialische…
Kommunales
Beschluss des Landesvorstands: Schutz und Unterstützung für Kommunalpolitiker*innen
Kommunalpolitiker*innen engagieren sich für Belange, die uns alle direkt angehen – die meisten von ihnen ehrenamtlich. Sie kümmern sich gemeinsam mit Bürger*innen darum, dass ein Spielplatz saniert wird, entscheiden über die städtischen Finanzen, entwickeln konkrete Klimaschutzprojekte, arbeiten sich für uns alle in komplexe Bebauungspläne ein oder beraten bis spät abends über die Busversorgung ihres Dorfes….
LaVo-Beschluss
Für radikalen Klimaschutz und einen sozialverträglichen Kohleausstieg!
Der Dürresommer dieses Jahr hat uns spüren lassen: Die Klimakrise ist Realität. Im globalen Süden zerstört sie bereits heute Lebensgrundlagen. Die mittlere Temperatur der Erdatmosphäre ist bereits jetzt im 1 Grad gestiegen. Wollen wir eine Erwärmung um mehr als 1,5 Grad und damit weitere Folgen für Menschen, Tiere und Umwelt verhindern, dann müssen wir jetzt handeln und Klimaschutz konsequent umsetzen.