Zur Bund-Länder-Einigung beim Braunkohleausstieg erklären Monika Düker, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Landtag von Nordrhein-Westfalen und Mona Neubaur, Vorsitzende der GRÜNEN NRW:
Der Kompromiss, den die Kohlekommission vor fast einem Jahr nach mühsamen Verhandlungen gefunden hatte, bot die Chance, der Einhaltung der Pariser Klimaziele deutlich näher zu kommen und den gesellschaftlichen Großkonflikt um die Kohle zu befrieden. Mit der heute bekannt gewordenen Einigung zwischen Bundesregierung und Kohleländern wurde diese Chance an entscheidenden Punkten verspielt. Zwar ist es positiv, dass es nun endlich einen mit den Betreibern verhandelten Ausstiegsfahrplan für die Braunkohleverstromung in Deutschland gibt, die versprochene 1:1-Umsetzung wird an entscheidenden Stellen jedoch nicht eingehalten. Dafür trägt die Landesregierung unter Ministerpräsident Laschet Verantwortung. So werden die kurzfristig abzuschaltenden 3,1 Gigawatt bis Ende 2022 mit den nun beschlossenen 2,8 Gigawatt nicht erreicht, stattdessen soll mit Datteln IV ein weiteres Kohlekraftwerk entgegen den Empfehlungen der Kohlekommission ans Netz gehen dürfen.
Hierzu Monika Düker: „Ministerpräsident Laschet hat sich die energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Tagebaus Garzweiler von der Bundesregierung bestätigen lassen und stiehlt sich damit aus der Verantwortung für den Erhalt der Umsiedlungsdörfer. Doch er wird uns im Landtag und den Menschen in der Region, die um ihre Heimat kämpfen, erklären müssen, auf welchen Annahmen diese Behauptung beruht. Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass die Dörfer, bei einer 1:1-Umsetzung des Kohlekommissionsberichtes gerettet werden könnten. Statt politisch Verantwortung zu übernehmen, lässt Laschet erneut lieber die Gerichte über die Energiepolitik in NRW entscheiden. Ohne Not lässt Laschet zu, dass am Tagebau Inden, wo die gesamte Umsiedlung abgeschlossen ist, Blöcke des dortigen Kraftwerks Weisweiler früher als bislang geplant vom Netz gehen und stattdessen Kraftwerksblöcke am Tagebau Garzweiler länger laufen, was den Druck auf die Umsiedlungsdörfer erhöht. Würde es Ministerpräsident Laschet tatsächlich um die Menschen gehen, wie er vorgibt, dann hätte er diesen Kuhhandel mit RWE zulasten der Menschen am Tagebau Garzweiler verhindern müssen.“
Mona Neubaur betont: „Um den für den Kohleausstieg dringend notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien zu ermöglichen, hat die Kohlekommission mehr Flächen für diese Projekte gefordert. Doch es ist aktuell nicht erkennbar, dass Landes- und Bundesregierung die dafür notwendigen Rahmenbedingungen tatsächlich anpassen werden. Im Gegenteil: Die heute angekündigte Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes werden mit bundesweit festen Mindestabständen diese Ziele sogar noch erschwert, auch dies wäre eine eklatante Abweichung vom Kommissionsergebnis. Die Inanspruchnahme von Strukturmitteln muss an die Verpflichtung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Region geknüpft werden.
Klimaschutz durch Kohlekraftwerk?
Ministerpräsident Laschet behauptet, mit der Inbetriebnahme von Datteln IV zum Klimaschutz beizutragen. Einen Beweis für diese These ist er jedoch bis heute schuldig geblieben. Mit Datteln IV soll nun ein sehr wettbewerbsfähiges Kohlekraftwerk voraussichtlich bis 2038 am Netz bleiben und es wird wahrscheinlich nicht ältere und schmutzigere Kohlekraftwerke verdrängen, sondern deutlich klimaschonendere Gaskraftwerke. Über bestehende Abnahmeverträge steht schon heute die hohe Auslastung des Kraftwerks Datteln IV fest. Es ist ein Trugschluss zu behaupten, weil diese Anlage geringere spezifische CO2-Emissionen pro Kilowattstunde Strom verursacht, wäre ein positiver Beitrag zum Klima gesichert. Die heutige Zustimmung Laschets ist verantwortungslos und legt statt einer Befriedung des Kohlestreits die Grundlage für einen erneuten gesellschaftlichen Großkonflikt. Es ist mir vollkommen unverständlich, wie man am Tag der Verkündung des Kohleausstiegs der Inbetriebnahme eines riesigen neuen Kohlekraftwerks zustimmen kann.
Es ist ein positives Signal, dass der Erhalt des Hambacher Waldes nun beschlossene Sache ist. Die Landesregierung muss nun kurzfristig die Flächen in die öffentliche Hand überführen und so dauerhaft sichern. Der beste Schutz für den Hambacher Wald ist ein entschiedenes Eintreten gegen die Klimakrise.“
Neuste Artikel
Tim Achtermeyer fordert NRW-Allianz bei Altschuldenhilfe
Zur Ankündigung von Olaf Scholz, dem Bundestag zeitnah einen Gesetzentwurf für eine nötige Grundgesetzänderung zur Altschuldenlösung vorzulegen, sagt Tim Achtermeyer, Landesvorsitzender der GRÜNEN NRW: „Es ist ein gutes Signal für die Kommunen, dass nun wohl auch Olaf Scholz endlich seinen Anteil zur Altschuldenlösung leisten will. Wir nehmen ihn beim Wort. Es braucht jetzt die Verständigung…
Soundingboard
Soundingboard zum Thema Fachkräftemangel in der Verkehrswende am 18. September 2024
Am 18. September 2024 fand das fünfte 1,5 Grad Soundingboard der Grünen NRW statt, um sich den dringenden Herausforderungen des Fachkräftemangels im öffentlichen Verkehr (ÖPNV) zu widmen. Vertreter*innen aus Politik, Verbänden und Praxis diskutierten dabei unter der Leitung der Landesvorsitzenden Yazgülü Zeybek über die zentrale Rolle qualifizierter Arbeitskräfte für die Umsetzung der Verkehrswende, welche ein…
GRÜNE NRW zum angekündigten Stellenabbau bei Thyssenkrupp-Stahl
Zu den heutigen Ankündigungen des Vorstands der thyssenkrupp Steel Europe AG sagen Yazgülü Zeybek und Tim Achtermeyer, Landesvorsitzende der GRÜNEN NRW: „Die Ankündigungen zum Stellenabbau erschüttern uns. Sie sind ein harter Schlag für die Beschäftigten bei Thyssenkrupp, für die Stahlproduktion in Nordrhein-Westfalen und für unser Land. Stahl gehört zu unserer Identität in Nordrhein-Westfalen und ist…
Ähnliche Artikel
Grüne in Verantwortung
Neue Leitentscheidung: Schwarz-Grün beendet 170 Jahre Braunkohleförderung
Die schwarz-grüne Landesregierung hat eine neue Leitentscheidung verabschiedet. Damit ziehen wir das Ende der Kohle in NRW um acht Jahre vor und legen den Grundstein für die Neugestaltung der Region. Yazgülü Zeybek, Landesvorsitzende der GRÜNEN NRW, sagt dazu: „Mit der Leitentscheidung der Landesregierung unter Federführung von Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur gestalten wir eine neue…
Kohle
FAQ Braunkohleabbau
Was bedeutet der Braunkohle-Abbau konkret für die Menschen im rheinischen Revier? Viele Menschen im Rheinischen Revier arbeiten direkt oder indirekt in den Tagebauen oder den Kraftwerken. Für sie bedeutete die Braunkohle jahrzehntelang ein gutes und sicheres Einkommen. Gleichzeitig haben zehntausende Menschen ihre Heimat verloren, weil ihre Dörfer für den Tagebau zerstört wurden. Zwar gibt…
Grüne in Verantwortung
Wir schreiben mit beschleunigtem Ausstieg das letzte Kohlekapitel in NRW
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW und die RWE AG haben an diesem Dienstag die Eckpunkte für das Vorziehen des Kohleausstiegs um acht Jahre auf 2030 vorgestellt. Dazu erklären: Yazgülü Zeybek und Tim Achtermeyer, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die GRÜNEN NRW, sowie Wibke Brems und Verena Schäffer,…