Eine der schlimmsten Entgleisungen im Tierschutzbereich findet auf den langen Transportwegen von lebenden Tieren aus Europa in Drittländer, also Ländern außerhalb der EU statt. Obwohl 2015 der Europäische Gerichtshofs klargestellt hat, dass auf Tiertransporten, die in der EU beginnen, auf dem gesamten Weg bis zum Abladen am Zielort, europäische Tierschutzregeln eingehalten werden müssen, zeichnen erschütternde Berichte in den Medien ein anderes Bild. Aufgrund der Entfernungen von Tausenden Kilometer und der langen Wartezeiten an den Grenzen müssen die Tiere oft tagelang in den Viehtransportern aushalten. Oftmals ist das mitgeführte Futter und vor allem das Wasser für die Tiere vor Erreichen des Zieles aufgebraucht. Fehlende Versorgungshöfe, an denen Wasser getankt, die Tiere entladen und gefüttert werden können sowie Pausen bekommen, verschlimmern die Situation der Tiere.
Dann spielen sich in den Transportfahrzeugen, wenn diese z.B. stundenlang an der Grenze in der heißen Sonne stehen, grausame Szenen ab. Darüber hinaus werden schwere, tierschutzrelevante Verletzungen der Tiere in Kauf genommen. Tiere können während der Fahrt fallen. Sind sie nicht mehr in der Lage aufzustehen, trampeln die Weggefährten auf ihnen herum. Diese Tiere müssten tierärztlich versorgt werden und dürften aufgrund ihrer Verletzungen nicht weitertransportiert werden. Leider ist oft das Gegenteil der Fall und die Tiere werden beim Entladen trotz ihrer Immobilität aufs brutalste behandelt.
Viele Tiere werden so während des Transportes in Drittländer einem Martyrium ausgesetzt, dass nicht im Ansatz mit unseren geltenden Rechten für Tiere vereinbar ist. Die Rechte der Tiere, die hier bei uns in NRW geboren und aufgezogen sind, hören aber nicht an der EU-Außengrenze auf.
Dabei geben wir zu bedenken, dass auch bei uns die Transportzeiten für Schlachttiere oft zu lang und auch der Schlachtprozess an sich verbesserungswürdig ist. Wir GRÜNEN fordern schon seit langem eine Transportzeit von maximal vier Stunden und einen sorgfältigen und transparenten Schlachtprozess in regionalen Schlachtstätten. Dieses System, das minimierbares Tierleid billigt, findet bei den hier kritisierten internationalen Transporten eine Potenzierung.
Solange wir tierschutzgerechte Transporte und einen tierschutzkonformen Umgang mit Tieren im Einklang mit dem europäischen Tierschutzgesetz auf langen Transporten nicht gewährleisten können, sind diese Tiertransporte in Drittländer völlig inakzeptabel. Solange mangelnde Kontrollen dazu beitragen, dass Kühe bei vollem Bewusstsein nur an einem Bein aufgehängt auf Schiffe verladen werden und dass Grenzabfertigungen so lange dauern, dass Tiere in der Sommerhitze elendig verdursten, solange werden wir GRÜNEN uns massiv für einen Stopp dieser Transporte einsetzen!
Aufgrund dieser Zustände fordern wir:
- Ein sofortiges Aussetzen der Tiertransporte in Drittländer.
- Die Einrichtung eines Runden Tisches nach baden-württembergischem Vorbild, an dem Verbände und Vereine sich um eine Lösung dieser unsäglichen Zustände bemühen.
- NRW muss sich auf Bundes- und EU-Ebene für die Einhaltung der europäischen Tierschutzregeln für Schlachttiere auch in Drittländern einsetzen.
- Es müssen intensive Kontrollen der Tiertransporte vom Start- bis zum Zielpunkt eingerichtet werden. Die notwendigen Dokumentationen müssen länderübergreifend zusammengeführt werden und für die Vollzugsbehörden einsehbar sein.
- Die Versorgungsstellen entlang der Route müssen nach einem einheitlichen Standard zu einem lückenlosen Netz ausgebaut werden.
- Die tierschutzrechtlich besonders problematischen langen Wartezeiten an den Grenzstellen müssen durch eine zügige Abfertigung auf ein notwendiges Minimum reduziert werden.
Beschlossen auf der LDK vom 15./16.06.18
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