„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ Dieser Ausspruch wird Aristoteles zugeschrieben. Allerdings benutzt Martin Althoff, Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins Interkulturelle Begegnungsprojekte (IBP) in Coesfeld, ihn auch um das Projekt „Alter Hof Schoppmann“ im münsterländischen Nottuln zu beschreiben. Denn hier werden Integration, Naturschutz und Dorfentwicklung kombiniert, Synergien entstehen. Das Ergebnis: Eine Bereicherung für alle.
„Am Anfang stand der Wunsch nach Akzeptanz“, erinnert sich Martin Althoff. Als Geschäftsführer von IBP kümmert er sich um Menschen in schwierigen Situationen. Das sind zum Beispiel Suchtkranke, Wohnungslose oder Menschen mit Behinderungen. Das Problem: Ähnlich wie Asylbewerberheime sind Einrichtungen, die der Hilfe solcher Menschen gewidmet sind, vor Ort oft umstritten.
Ein Mehrwert für alle
Das kann ganz schön frustrieren. Muss aber nicht. Denn Althoff fand mit seinen Mitstreiter*innen haben einen anderen Ansatz: „Wir haben uns gefragt: Wie kann man unsere Arbeit so verknüpfen, dass ein Mehrwert entsteht, was können wir für die Menschen im Dorf tun?“, erklärt er.
Dieser Gedanke ist es, der dem Projekt „Alter Hof Schoppmann“ zugrunde liegt. Denn Orte im ländlichen Raum stehen oft vor ganz eigenen Herausforderungen – Stichwort Landflucht und Überalterung. „Nahversorgung zum Beispiel ist in allen ländlichen Regionen ein Riesenthema“, weiß Althoff, der den Hof als Projektleiter begleitet. Dazu zählen Einkaufsmöglichkeiten ebenso wie Betreuungs-, Freizeit- und Bildungsangebote. Und hier setzt das Projekt an. Aber was ist es jetzt genau? Ein Integrationsprojekt? Eine Begegnungs- oder Bildungsstätte?
Von allem etwas
Wie so oft heißt die Antwort „Von allem etwas“. Denn der Bauernhof im Ortsteil Darup soll zu einem „multifunktionalen Anlaufpunkt für das Dorf werden“, wie es auf der Projektseite heißt. Geplant sind ein Café mit Tagespflege, ein Lebensmittelladen, Ausstellungsräume für das Naturschutzzentrum und ein Dorfgemeinschaftsraum. Und dabei gilt: Für jede*n ist etwas dabei: Für die Nottulner Bürger*innen, die Naturschützer*innen – und für die Klient*innen von IBP Coesfeld.
Denn das besondere an diesem Projekt ist die soziale Zielsetzung: Im alten Hof wollen Martin Althoff und seine Kolleg*innen Arbeitsplätze, Wohnraum und eine intensive Betreuung für Menschen in einer schwierigen Lage vereinen – etwa im geplanten Café. „Damit werden Vorbehalte abgebaut und das Selbstwertgefühl der Betroffenen gestärkt. Unser Ziel ist, dass sie ihr Leben so eigenständig wie möglich führen“, fasst Martin Althoff seine Hoffnung zusammen.
Gleichzeitig entlastet die integrierte Tagespflege pflegende Angehörige und bindet Senior*innen stärker in die Dorfgemeinschaft ein. Und schließlich kann der angrenzende Kindergarten über die eingebaute Küche mit Mittagessen versorgt werden.
Angebote für Jung und Alt
In der ehemaligen Tenne des Bauernhofs entsteht der Dorfgemeinschaftsraum: In dem multifunktionalen Raum soll es Programme und Kurse für Kinder, Jugendliche und Alte geben – Kindertheater und Seniorenturnen beispielsweise. Der Lebensmittelladen wiederum sichert die Nahversorgung ab und bindet die örtlichen Lebensmittelerzeuger*innen ein – inklusive eines eigenen Labels für regionale Erzeugnisse.
Bislang wird noch gebaut, aber noch dieses Jahr soll der Hof eröffnet werden. Die Zeichen stehen aber schon jetzt auf Erfolg: „Letztes Jahr fand zum ersten Mal der Schoppmanner Weihnachtsmarkt statt“, erzählt Martin Althoff. „Die Resonanz war großartig“. Und die reicht über den Kreis Coesfeld hinaus: „Wir werden ständig angerufen“, so Althoff. Zum Beispiel aus Iserlohn. „Die haben einen alten Bahnhof und wollten da etwas ganz Ähnliches wie wir machen“. Bei deren Eröffnung war er natürlich eingeladen. Bald ist es auch in Nottuln soweit: Im September eröffnet Landesumweltminister Remmel den Hof.
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