Breites Grinsen, feuchte Augen und lang anhaltender Applaus – über 100 Gäste machten die erste Preisverleihung des GRÜNEN MARABU, mit dem ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet wird, zu einem ganz besonderen Abend.
Thema Flüchtlingspolitik – aktueller denn je
Krieg, Hunger, Verfolgung aufgrund Geschlecht, Glauben, Sexualität oder politischer Ausrichtung – es gibt viele Gründe, warum Menschen dazu gezwungen werden ihr Land, ihre Heimat zu verlassen. Dafür checkt man nicht einfach mit seiner Familie am Flughafen ein und landet später bequem am Airport seiner Wahl – oft müssen die Flüchtlinge unglaubliche Strapazen und Gefahren auf sich nehmen und ihre Familien werden auseinandergerissen.
Angekommen in einem neuen Land, geht es nicht nur darum ein Bett und ein Dach über dem Kopf zu bekommen, es geht um viel mehr: die seelischen (und vielleicht auch körperlichen) Wunden müssen heilen, die Angst weichen. Und der Mensch ist Gesellschaft gewohnt, er braucht soziale Kontakte. Ein Umfeld, dass ihm sagt: “Schön, dass Du hier bist”. Niemand möchte von der Verfolgung in die gesellschaftliche Isolation.
Die Realität in Deutschland ist leider oft eine andere. Nicht nur, dass Flüchtlinge mit Vorurteilen oder latentem Rassismus zu kämpfen haben, die wöchentlichen Demonstrationen der Pegida-Ableger in Düsseldorf, Duisburg, Köln und vielen anderen Städten Nordrhein-Westfalens tragen ihre Ablehnung ganz offen nach außen.
Ein Preis für Initiativen, die Aufmerksamkeit verdient haben
Für das Jahr 2014 ging die Auszeichnung deshalb folgerichtig an flüchtlingspolitische Initiativen – vor diesem Hintergrund aktueller denn je.
“Aufgabe der Politik ist es, auf diese Art der Unterstützungs- und Willkommenskultur hinzuweisen und sie zu stärken. Das wollen wir mit der Verleihung des GRÜNEN MARABUs tun” – Mona Neubaur, Landesvorsitzende
Wir sind stolz darauf, dass es in Nordrhein-Westfalen so viele gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure gibt, die Flüchtlingen die Hand reichen und sie hier willkommen heißen. Die ihnen helfen sich zurecht zu finden, Anschluss zu finden. Stellvertretend für viele wurden zwei von Ihnen mit dem GRÜNEN MARABU ausgezeichnet.
Infobox: Der Grüne Marabu
Der GRÜNE MARABU wurde im letzten Jahr ins Leben gerufen, um zivilgesellschaftliches Engagement zu ehren, weil politischer Fortschritt ohne die ehrenamtliche Arbeit vor Ort kaum möglich ist. Schnell war klar: Für 2014 würde es darum gehen, die Arbeit derer anzuerkennen, die sich für Menschenrechte und Integration und gegen Rassismus einsetzen. Knapp 40 Initiativen und Einzelpersonen aus dem ganzen Land wurden binnen kurzer Frist vorgeschlagen. Von Tanzgruppen bis hin zu Flüchtlingsselbstorganisationen war fast alles dabei – die Jury hatte eine schwierige Aufgabe. Er wird verliehen vom Landesverband der GRÜNEN NRW, sowie den Europaabgeordneten Terry Reintke und Sven Giegold.Mehr als 100 Gäste waren dann auch der Einladung in den Ibach-Saal des Düsseldorfer Stadtmuseums gefolgt und schafften einen würdevollen Rahmen, für die erste Preisverleihung des GRÜNEN MARABU.
“Wir möchten mit dem Preis unsere Anerkennung für die Arbeit der beiden Initiativen zum Ausdruck bringen. Gerade im Bereich der Flüchtlingspolitik gibt es eine Vielzahl ehrenamtlicher Projekte, die sich mit großer Hilfsbereitschaft und viel Energie für diejenigen Menschen einsetzen, die dringend Unterstützung brauchen. Gerade in einer Zeit, in der versucht wird, fremdenfeindliche Vorurteile salonfähig zu machen, verdient solche Arbeit besondere Beachtung. Aufgabe der Politik ist es, auf diese Art der Unterstützungs- und Willkommenskultur hinzuweisen und sie zu stärken. Das wollen wir mit der Verleihung des GRÜNEN MARABUs tun”, erklärte unsere GRÜNE Landesvorsitzende Mona Neubaur bei der Preisverleihung.
Zwei Preisträger – stellvertretend für viele
Ausgezeichnet wurden letztlich – Trommelwirbel – der Verein “Ausbildung statt Abschiebung” aus Bonn, der sich dafür einsetzt, jungen Flüchtlingen berufliche Perspektiven zu bieten, und der Bochumer Fußballclub “Teutonia Ehrenfeld”, der Asylbewerber aus dem benachbarten Heim kurzerhand in ein Fußballteam aufnahm. Beide Vereine erhalten neben der symbolischen Ehrung jeweils 500 € Preisgeld – Geld, das in der ehrenamtlichen Arbeit häufig fehlt.
Beide Initiativen stellen wir in einem eigenen Profil jeweils ausführlich vor:
- Der Verein Ausbildung statt Abschiebung e.V. Bonn (AsA) wurde 2001 gegründet, mit dem Ziel jugendliche Flüchtlinge mit einem unsicheren Aufenthalt individuell zu fördern. Dabei liegt der Schwerpunkt in der schulischen und beruflichen Unterstützung, die als Schlüssel zu einer besseren Zukunftsperspektive bewertet wird. Zurzeit betreut der Verein in seinen Projekten 135 Flüchtlinge im Alter von 14 bis 25 Jahren, 62 von ihnen sind minderjährig und wohnen ohne Eltern in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis. Der Verein berät die Flüchtlinge auch rechtlich und setzt sich politisch für ihre Belange ein.
- Die DJK Teutonia Ehrenfeld aus Bochum ist ein Verein, der sehr erfolgreich Flüchtlinge als Spieler in seine Mannschaft eingebunden hat. Auf diesem Weg sind sowohl sportliche als aber auch persönliche Bindungen entstanden. Unter anderem spielen dort Menschen aus Marokko, Albanien, Bangladesh, Pakistan, Bosnien-Herzegowina und Eritrea.
Ehrung von höchster Stelle
Für die Laudatio konnte die stellvertretende Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens, Sylvia Löhrmann, gewonnen werden. In ihrer Laudatio lobte Sylvia das herausragende Engagement der beiden Initiativen, die sich in unterschiedlichen Bereichen aber auf ganz ähnliche Art und Weise für Flüchtlinge einsetzen:
„Über Integration zu reden ist ein wichtiger Schritt. Der andere wichtige Schritt ist es, Integration praktisch zu gestalten und zu leben. Und genau das machen unsere beiden heutigen Preisträger. Sie begegnen Flüchtlingen, sie schaffen neue Orte der Begegnung, und helfen so gerade den jugendlichen Flüchtlingen dabei, in ihrem neuen Leben Fuß zu fassen.”
Kultureller Höhepunkt des Programms war der Auftritt der Band “NO BORDER” – hier singen und musizieren talentierte jugendliche Flüchtlinge von ihren Geschichten, über ihre Träume und Wünsche. Wer diese jungen Menschen erlebt, weiß: Sie müssen die Chance bekommen, ihre Potentiale zu entwickeln.
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