Vielfaltstour

Die interkulturelle Familienwerkstatt

Erfolgreich durch Migration – das gilt gerade in der Wirtschaft. Denn Fertigkeiten sind unabhängig von Herkunft, Sprache oder Religion. Hier in NRW war die Arbeitsmigration schon immer ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Dafür stehen nicht nur die zahlreichen Gastarbeiter*innen in den sechziger Jahren – sondern das zeigt auch die Geschichte eines Unternehmens in Warendorf.

Es ist eine dieser Geschichten, die auch aus einem Drehbuch stammen könnten: Das türkische Ehepaar Taflan kommt aus der Türkei ins westfälische Münsterland. Ihr Sohn Hassan ist da gerade neun Jahre alt. Nach Anfangsschwierigkeiten in einer türkischen Parallelklasse fängt er sich und beginnt eine Ausbildung als Maler und Lackierer, an dessen Ende der Meisterbrief steht. Zwanzig Jahre später hat Hassan Taflan sich selbstständig gemacht und beschäftigt fast 40 Mitarbeiter*innen aus acht Nationen – darunter Türken, Mazedonier, Spanier und Russen.

Vom Ein-Mann-Betrieb zu 40 Mitarbeiter*innen

Angefangen hat es 1995 aber mit einem Ein-Mann-Betrieb in Warendorf und vielen 24-Stunden-Schichten. Der Fleiß hat sich ausgezahlt: Vier Mal wurde das Unternehmen ausgebaut, die nächste Erweiterung steht an: „Immer wieder wurden die Betriebsräume zu klein, und wir haben gebaut“, erinnert sich der Handwerksmeister. Heute stehen die fünf Gebäude von der Firma Taflan auf einem 13.000m² Gelände an der Waterstroate in Warendorf.

Ein Großteil der Angestellten stammt aus dem Ausland, sogar zwei der sechs Auszubildenden. „Mir ist egal, woher sie kommen“, erzählt Hassan Taflan, „Hauptsache, die handwerklichen Fähigkeiten passen“. Seit mehreren Jahren gibt er gerade auch jungen Menschen aus dem Ausland die Möglichkeit, bei ihm zu arbeiten: „Jeder hat eine Chance verdient“, findet er.

Und um seine Mitarbeiter*innen kümmert er sich: Er organisiert deutschen Sprachunterricht, hilft bei Wohnungssuche, Behördengängen oder der Kontoeröffnung. „Als ein Mensch mit Migrationshintergrund weiß ich, mit was für Vorurteilen man oft konfrontiert wird“, schiebt er als Begründung hinterher.

Hoher Besuch

Ein derartiges Engagement bleibt nicht unbemerkt. Lokalpolitiker waren schon zu Besuch – ebenso wie die Münsterländische Handelskammer. Sogar der türkische Generalkonsul hat sich auf den Weg nach Warendorf gemacht, um sich das einzigartige Unternehmen anzuschauen. Sie alle waren von Taflan begeistert: „Wir brauchen diese positiven Beispiele, wir brauchen Vorbilder“, lobt der Konsul nach seinem Besuch.

Eins dieser Vorbilder könnte Tamer Yildirim sein: Der Karosseriebauer hat bei Taflan vor kurzem die Ausbildung abgeschlossen. Jetzt arbeitet er als Geselle. „Er hat alles, was man braucht, um ein guter Handwerker zu sein: Den Willen, das handwerkliche Geschick und eine spezielle Gabe, die über das reine Handwerk hinausgeht“, sagt Taflan über seinen ehemaligen Lehrling. Bei soviel Elan ist es kein Wunder, dass Yildirim für die Kampagne „Abklatschen“ von der Handwerkskammer ausgewählt wurde: Als einer von zwölf ehemaligen Auszubildenden wirbt er für seinen Beruf.

„Wie eine Familie“

Im Video erklärt er, was ihm so gut an seinem Arbeitgeber gefällt: „Mit meinen Arbeitskollegen komme ich eigentlich sehr gut klar. Wir sind wie eine Familie“. Woher das Familiäre kommt, ist klar: Jeden Samstag frühstückt die gesamte Belegschaft zusammen. Und an Weihnachten wird gekocht: „Wir haben Christen, Muslime und Vegetarier. Finden Sie da mal ein passendes Restaurant“, erinnert sich der Chef.

Klar, dass sich so ein positives Betriebsklima auch auf die Kundenzufriedenheit auswirkt: Im Internet sind es nur positive Bewertungen, auf Facebook nur positive Kommentare zu finden. Auch Hassan Taflan ist überzeugt, dass seine Beschäftigten der Grund für den Erfolg des Unternehmens sind: „Motivation, Zusammenarbeit untereinander und die Identifikation mit dem Unternehmen zeichnet uns aus“. Bei der Betriebsführung ist das sicherlich kein Wunder.

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