Bildung

Das muss bis zum Ende der Sommerferien in den NRW-Schulen passieren

Das viele Hin und Her und die kurzfristigen Anweisungen aus dem Ministerium ohne ausreichende Klarheit und Unterstützung haben Schüler, Lehrer und Eltern in NRW verunsichert und verärgert. Daraus muss Schulministerin Gebauer die Konsequenzen für die nächsten Wochen und Monate ziehen. Um absehbares Chaos zu Beginn des nächsten Schuljahres zu vermeiden, erwarten wir, dass – möglichst im Rahmen der Kultusministerkonferenz und mit Beteiligung der Betroffenen – jetzt schon Strategien für die Zeit nach den Sommerferien entwickelt werden, die die vielfältigen Auswirkungen des eingeschränkten Schulbetriebs in fachlicher, pädagogischer, aber auch emotionaler und sozialer Hinsicht aufgreifen.

Anders als im laufenden Schuljahr müssen dabei pädagogische Aspekte stärker berücksichtigt werden. Es ist absehbar, dass Raum- und Personalressourcen weiter eingeschränkt verfügbar sein werden und normaler Schulbetrieb auf längere Zeit nicht möglich sein wird. Die Schülerinnen und Schüler werden zudem mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen aus den Sommerferien kommen; bei vielen wird es deshalb darum gehen, versäumten Stoff nachzuholen und den Wiedereinstieg in die Schule zu erleichtern. Lehrpläne, Ausbildungs- und Prüfungsordnungen und weitere schulgesetzliche Bestimmungen müssen dementsprechend für das kommende Schuljahr
flexibilisiert und entlastet werden.

Das Coronavirus hält der Bildungspolitik den Spiegel vor. Die NRW-Landesregierung reagiert bisher vollkommen unzureichend auf die Herausforderungen, weil sie die eingeschränkten Ressourcen auf das Erfüllen von Lehrplänen und Ableisten von Prüfungen konzentriert, statt auch die sozialen Folgen der Pandemie aufzufangen. Die Zukunft unseres Bildungssystems liegt in einem >Paradigmenwechsel weg von der Fokussierung auf Planerfüllung und reproduzierbares, prüfbares Fachwissen hin zur Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung, der Entwicklung von Krisenresilienz und dem Umgang mit Unsicherheiten und Ambiguitäten, von denen unsere Zeit auch jenseits der akuten Pandemie geprägt ist. Gerade jetzt wäre deshalb die Zeit, neue Schwerpunkte in der Bildung zu setzen, gerade jetzt ist allen Beteiligten klar, dass ein Zurück zum Status vor der Pandemie weder realistisch noch erstrebenswert ist.

Die Digitalisierung an den Schulen braucht dauerhaft organisatorische und finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern, nicht nur einen einmal gefüllten, befristeten Fördertopf. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie unterschiedlich gut Schülerinnen und Schüler, aber auch ihre Lehrer und die Schulen selbst, auf Bildung im digitalen Wandel vorbereitet sind. Ministerin Gebauer hätte die Zeit für eine Fortbildungsoffensive nutzen müssen, insbesondere für die Lehrerinnen und Lehrer, die wegen Vorerkrankungen oder ihres Alters über längere Zeit nicht für Präsenzunterricht zur Verfügung stehen. Die Bereitschaft auf allen Seiten, das deutsche Bildungssystem an die digitale Welt anzuschließen, war nie so groß wie heute. Das Fenster für echte Innovation in unserem Bildungssystem ist so offen wie nie.

Konkret fordern die GRÜNEN NRW:

  • Den sofortigen Einstieg in eine Planung für die Zeit nach den Sommerferien – unter Einbeziehung der Betroffenen.
  • Einen Sonder-Lehrplan für das kommende Schuljahr, der berücksichtigt, dass Schüler*innen unter sehr unterschiedlichen Bedingungen ins Schuljahr starten.
  • Eine Flexibilisierung der Ausbildungs- und Prüfungsordnungen für das kommende Schuljahr.
  • Eine dauerhafte Unterstützung des Bundes für die Digitalisierung der Schulen – einmalige Fördertöpfe werden der Größe der Aufgabe nicht gerecht.
  • Eine Fortbildungsoffensive „digitalisierte Schule“ für Lehrer*innen.
  • Neue Schwerpunkte in der Schule: Weg vom Fokus auf prüfbares Faktenwissen, hin zu Strategien für den Umgang mit Krisen, Unsicherheiten und Ambiguitäten.

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